Was war da eigentlich los?

Deswegen wurde die Taunusbahn in den letzten Herbstferien gesperrt:

In den Herbstferien 2023, vom 23. bis 27. Oktober, wurde die Taunusbahnstrecke von Brandoberndorf bis Friedrichsdorf komplett gesperrt. Hier erklären wir euch, warum dies notwendig war und was alles an und auf der Strecke passiert ist.

Das Viadukt

Sammlung A. Kraiker

Das Viadukt in Neu-Anspach wurde im Zuge der Streckeneröffnung um 1895 errichtet. Die knapp 70 Meter lange Steinbogenbrücke mit ihren fünf großen Bögen war bereits zu dieser Zeit schon ein besonderes Bauwerk. Deshalb ist sie beispielsweise auch auf alten Postkarten wiederzufinden.  Im Zuge einer Modernisierungsmaßnahme durch die Deutsche Bundesbahn in den 1960er Jahren wurde die Brücke mit Beton verstärkt, grundhaft erneuert und auf den damals neusten Stand gebracht. Dafür opferte man allerdings auch das optisch sehr ansprechende Gesamtbild, da die Ziegelbögen dann nicht mehr sichtbar waren.

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Mit der zweiten großen Instandhaltungsmaßnahme, die wir aktuell durchführen, wird die Brücke nicht nur statisch aufgearbeitet und instandgesetzt, sondern auch wieder optisch an den Ursprungszustand angenähert. So lässt sich bereits jetzt schon ein erster Bogen mit Ziegelsteinen blicken, an den weiteren Bögen wird noch gearbeitet. Mit Vorarbeiten begann die Baumaßnahme bereits im April 2022. Mit dem für im ersten Halbjahr 2024 geplanten Abschluss der Maßnahme sichern wir das für Neu-Anspach als auch die Bahn-Infrastruktur bedeutende Bauwerk entsprechend denkmalschutzrechtlicher Auflagen für die nächsten Jahrzehnte.

Leit- und Sicherungstechnik

Damit die Züge problemlos verkehren können, müssen Signale gestellt werden. Dies geschieht auf der Taunusbahnstrecke zentral vom Usinger Stellwerk aus. Dieses wurde Anfang der 1990er Jahre von einem mechanischen, also handgesteuerten, zu einem elektrischen, also computergestützten Stellwerk umgerüstet. Nach 30 Jahren ist aber auch eine damals moderne Technik in die Jahre gekommen. Daher wurde sie nun durch eine neue und zeitgemäße Technik abgelöst. Nicht nur das Stellwerk selbst, sondern auch die Signale entlang der gesamten Strecke wurden auf ein neues System umgerüstet. Den Triebfahrzeugführern werden nun einfachere Signalbilder angezeigt, der Betriebsablauf wird stabiler und die Versorgung der Technik mit Ersatzteilen ist viel besser. Damit ist unsere Strecke auch für den kommenden S-Bahn-Verkehr gut gewappnet. Über die Dauer von zweieinhalb Jahren wurden bis Juni 2023 insgesamt 89 neue Signale mit modernster LED-Technik gesetzt, 138 Achszähler verbaut, 108 Kilometer Kupferkabel und 34 Kilometer Glasfaser verlegt und 42 neue Weichenantriebe verbaut. Die Maßnahme ist nun baulich abgeschlossen. Auch der kommende zweigleisige Ausbau zwischen Saalburg und Wehrheim profitiert von der Zukunftssicherheit des neuen Leit- und Sicherungssystems.

Gleise stopfen

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Die Schottersteine unter den Schienen dienen u.a. der Geräuschdämmung, haben die Funktion eines Wasserablaufs, so dass die Strecke nicht feucht wird, und sie sorgen für die Aufnahme von unsanften Schwingungen. Damit die Züge ruhig und ohne Schwingungen auf dem Gleis fahren können, müssen die Schottersteine an manchen Stellen gleichmäßig verteilt werden. Dies geschieht mit speziellen Stopfmaschinen, vor allem nach Baumaßnahmen an den Gleisen. Mit der großen Maschine werden die Schienen kurzzeitig angehoben und die darunterliegenden Steine verteilt, sodass keine Unebenheiten verbleiben.

Wenn die Gleise oder die Schienenschwellen neu eingebaut werden, wird ein erster Belastungsstopfgang durchgeführt. Damit die Schottersteine nicht nur durch solche kurzzeitigen Belastungen verteilt werden, wird der zweite Stopfgang erst ein Jahr danach durchgeführt. In der Zwischenzeit können die normalen Züge wieder auf den Gleisen verkehren, womit eine geringere aber längerfristige Belastung erfolgt. Die Züge sollen aber nicht zu sehr schwanken, sodass an solchen Stellen meistens ein Tempolimit gesetzt wird. Bei der Eisenbahn heißen solche Abschnitte Langsamfahrstellen, kurz LF. Sobald der zweite Stopfgang erfolgt ist und die Strecke einwandfrei befahrbar ist, wird die LF aufgehoben und die Züge können wieder mit der normalen Geschwindigkeit verkehren.

Felsberäumung / Grünschnitt

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Umgestürzte Bäume oder größere Gegenstände auf den Gleisen können nicht nur dem Fahrzeug Schaden zufügen, sondern auch Triebfahrzeugführern oder Fahrgästen. Die Taunusbahnstrecke führt durch ein Mittelgebirge und die Strecke muss dabei einige „Hindernisse“ topografischer Natur umfahren. Beim Streckenbau vor über 100 Jahren wurden einige, für den Taunus charakteristische, Schiefereinheiten durchbrochen. Ergebnis: Es gibt recht steile Felshänge entlang der Strecke.

Um Gefahrensituationen zu vermeiden, beugen wir durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen vor. Hierzu gehören aber nicht nur die Rückschnittarbeiten der Bäume und Pflanzen, sondern auch die Sicherung der Felswände. Solche Arbeiten fanden nun auch in dieser Sperrzeit zwischen Grävenwiesbach und Hasselborn statt. Zur Durchführung der Arbeiten seilten sich Kletterer am Felshang entlang ab, um lose Steine bzw. Geröll und Pflanzenteile abzuräumen. Somit ist die Felswand auch für die Zukunft und für den gefahrlosen Betrieb in diesem Abschnitt gesichert.